Edouard Thorens (@winestache, Verkostet am 19. Juni 2020):
Als ich diesen Wein das erste Mal im Mythopia-Keller blind verkostete, fiel es mir schwer zu glauben, dass er nur aus Trauben vinifiziert worden ist. Die Frucht war so explosiv, so frisch, so präsent in der Nase, es mussten noch andere Beeren beteiligt sein. Hans-Peter und Romaine hatten das beim T&T schon einmal mit 50% Aroniabeeren getan. Ich dachte mir, dass sie dieses Mal vielleicht Blau- und Brombeeren in die Gärung gegeben hätten... aber nein. Das war 100% Pinot Noir. Frisch, heroisch, alpin.
Als ich den Wein einige Zeit später noch einmal probiere, erinnern mich die fruchtigen Noten an den Spätsommer. Ein ganzer Korb von Früchten scheint beim erneuten Schnuppern aus dem Glas zu springen, und frische Minze- und Liebstöckel-Noten machen die komplexe Balance aus.
Am Gaumen behält der Wein die Frische von klarem Bergwasser, er ist sauber, lang und hat in der Tat eine recht samtige Note. Er ist allerdings nicht leicht, der Wein hat Kraft, Tiefe und Größe, aber in der saftigsten Form überhaupt. Es ist schwer, einem zweiten Glas zu widerstehen. Schluck für Schluck spürt man, wie der Wein, lebendig in Körper und Seele fließt, so wie der Gebirgsbach durch den Weinberg fließt und die Kräuter und Pflanzen liebkost. Der Kreis der Natur hat sich geschlossen.